Die Methode

Spielend die Welt entdecken, lustvoll ernsthaft den inneren Spuren folgen, in bekannten und unbekannten Rollen erleben, was hinter den Dingen ist. (Heidi Frei)

Die Jeux Dramatiques sind eine sehr persönliche Art Theater zu spielen. Sie ermöglichen uns -Themen…

  • handlungsbezogen aufzuarbeiten
  • energievoll miteinander zu agieren und Kommunikation neu zu erfahren
  • schlummernde schöpferische Fähigkeiten zu entdecken und wachzurufen
  • soziale Muster zu erkennen und Kultur selbst zu gestalten
  • Kunst erlebbar zu machen

Als Impuls für das Spiel dienen ein Bild, ein Text, Assoziationen, selbst Gemaltes oder Gestaltetes, ein Thema aus dem Unterricht, aus der Musik, ….
Die Teilnehmenden wählen aus dem Impuls eine Rolle. Sie verkleiden sich mit Tüchern und einfachen Requisiten. Sie gestalten nach eigenen Vorstellungen ihren Spielplatz. Das Verkleiden und Spielplatzgestalten intensiviert die Auseinandersetzung mit der Rolle.
Sind die Plätze gebaut und alle Spielenden an dem Platz, an dem sie mit dem Spiel anfangen möchten, beginnt die Runde „du bist und du möchtest“. Dieses Ritual leitet ein letztes Klären von Fragen und ein Definieren von dem, was die Menschen in ihren Rollen erleben möchten, ein.
Beim Spiel stehen das eigene Empfinden und der momentane persönliche Ausdruck der Spielenden im Vordergrund. Sie brauchen nicht zu reden und können ihre Rolle vom Gefühl her gestalten. Das Spielgeschehen wird sprachlich vom Spielleiter/ von der Spielleiterin begleitet oder mit Musik unterstützt.
Nach dem Spiel ist die Energie besonders intensiv. Dieses „angefüllt Sein“ von Eindrücken und Erlebnissen durch das Spiel wird im Nachgespräch aufgegriffen.

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R – Rohstoff

Als Rohstoff wird die Idee und der Spielimpuls bezeichnet, mit denen die Menschen zum Spielen anregt werden. Als Spielimpuls dienen jegliche Themen, Texte, Musik, Bilder, Material, ein selbst geschriebener Text, eine Jahreszahl, Assoziationen, selbst Gemaltes oder Gestaltetes, ein Thema aus dem Geschichte, Deutsch, Geografie, Religionsunterricht, aus der Musik, aus der Bewegung….

Beispiel: 2c Klasse
Spielimpuls für die Kinder der 2c Klasse ist die Schöpfungsgeschichte.

S – Spielvorbereitung

Die Spielvorbereitung umfasst den Bogen vom Einstieg ins Thema, bis hin zur Runde „du bist und du möchtest“.
Die Einstimmung und der Einstieg ins Thema kann über eine Hintergrundmusik, über Bilder, eine gestaltete Mitte, einen Text, ein Bilderbuch einleitende Worte, usw. geschehen.

Einstiegsspiele und vorbereitende Übungen regen die Sinne an und fördern das Ankommen im Hier und jetzt. Als Einstieg eignet sich alles, das die Spielenden anregt sich mit sich und den Mitspielenden zu beschäftigen. 
Hinführungsspiele führen die Spielenden direkt ins Thema. Die Einstimmung und Einleitung kommt aus dem Text, aus dem Thema.
Die Rollenwahl aus dem Spielimpuls ermöglicht den Spielenden ein Besinnen auf sich selbst und führt zu einer Rollenwahl mit Fragen wie: Was möchte ich sein? Mit wem möchte ich spielen? Was möchte ich erleben? Die Einstimmung, die Einstiegsspiele, die Hinführungsspiele, das Lesen der Geschichte, des Textes, oder das Auswählen von Material, stellen die Grundlage für die Rollenwahl dar.

2c Klasse
Die Kinder sagen der Reihe nach ihre Spielwünsche. Sie wollen Bäume, das Wasser, der Himmel, Saurier, Pferde, ein Vogel, ein Hamster, Fledermäuse und Tiger sein.

Spielplätze bauen und sich verkleiden ist der erste Schritt in die Rolle. Es intensiviert die Auseinandersetzung mit der Rolle. Wo will ich als… wohnen? Wie soll es da aussehen? In Spielen, in denen eine klare sozial-hierarchische Ordnung vorgegeben ist, oder Wege berücksichtigt werden müssen, legt man mit den Spielenden die Plätze gemeinsam fest. Sind alle Plätze gebaut und alle Teilnehmenden an dem Platz, an dem sie mit den Spiel anfangen möchten, beginnt das Ritual, du bist und du möchtest. Es leitet ein letztes Klären von Fragen und ein Definieren von dem, was die Spielenden erleben möchten, ein.

2c Klasse
Eva möchte aus der Schöpfungsgeschichte den Himmel spielen, den Taghimmel und den Nachthimmel. Sie will als Himmel über allem stehen, alles sehen und von niemand berührt werden. Stefan will ein Vogel sein, fliegen, ein Nest bauen, jagen…

Nun folgt eine kurze stille Pause, um den Spielenden das Einzutauchen in die Rollen zu erleichtern.

P – Praktische Durchführung

Das Spiel ist der Hauptakt. Er beginnt mit einem Gongschlag und endet mit einem Gongschlag. Die Zeit, die zwischen diesen beiden Schlägen liegt, ermöglicht den Spielenden ihren Spielwünschen nachzugehen, sich intensiv auf ihre Rollen einzulassen, Neues auszuprobieren. Die Spielregeln unterstützen den Einzelnen dabei.

  • Jede/r sucht sich ihre/seine Rolle selber aus.
  • Jede/r spielt so wie sie/er sich fühlt.
  • Es gibt kein richtig und falsch.
  • Alles ist spielbar.
  • Wir spielen ohne Sprache.
  • Jede/r kann auch zusehen.

Beim Spiel stehen das eigene Empfinden und der momentane persönliche Ausdruck der Spielenden im Vordergrund. Während dieser Zeit brauchen die Spielenden nicht zu reden und können ihre Rolle vom Gefühl her gestalten. Durch das Weglassen der Sprache entsteht jene innere Dynamik, durch die sich viele unserer schöpferischen Anteile entfalten können. Zu Beginn ist der Ausdruck mit Mimik, Gestik und Lauten ungewohnt. Schnell gewöhnen sich die Spielenden daran und entdecken die Vorzüge dieser Spielart. Das Spielgeschehen wird sprachlich vom Spielleiter/ von der Spielleiterin begleitet oder mit Musik unterstützt. Wie uns der Gong diese Zeit ermöglicht, holt er uns auch wieder in unsere Realität zurück.

2c Klasse
In ihrem Spielwunsch wollte Eva als Himmel über allem stehen, von niemand berührt werden. Im Spiel steht sie auf einem Tisch und strahlt in ihrem Blau. Unter ihr, auf der Erde, bewegen sich die Tiere im ausgelassenen Spiel. Eva wechselt vom Tag zur Nacht und wieder zum Tag, niemand bemerkt es. Da fliegt ein Vogel nahe an den Himmel heran. Er fliegt weg, kommt wieder, kommt noch näher, fliegt direkt in den Himmel hinein. Sie treffen aufeinander der Himmel und der Vogel.

V – Verarbeitung

Nach einem Spiel ist die Energie besonders intensiv. Dieses „angefüllt Sein“ von Eindrücken und Erlebnissen durch das Spiel wird im Nachgespräch aufgegriffen. Jetzt ist es Zeit zu berichten, zuzuhören, sich auszutauschen oder auch gemeinsam zu schweigen.

2c Klasse
Eva: „Als Himmel war ich zwar schön, aber es war auch fad. Der richtige Himmel bin ich geworden, wie der Vogel in mir geflogen ist.“
Stefan: „Als Vogel hab ich das echte Fliegen erfahren, als ich in den Himmel geflogen bin.“

In den Jeux Dramatiques erleben wir auf unterschiedlichen Ebenen „ das Leben“ in verschiedenen Phasen. Der Prozess dieser Bewusstwerdung lässt sich oftmals in Erkenntnisse formulieren.